Kaiser Franz Josef sieht man auf offiziellen Potraits in immer gleicher Kleidung (mehr dazu hier). Die offizielle “Hofpropaganda”, also eine handverlesene Gruppe von Hofmalern, malt den Kaiser aber nicht nur in immer gleicher Uniform, zur Adjustierung gehören auch die Orden, die er an seiner Brust trägt. Aber welche Orden sind denn das?

Welche Orden trägt der Kaiser da?
Als Kaiser und Staatsoberhaupt ist Kaiser Franz Joseph Inhaber (und Souverän bzw. Großmeister) zahlreicher Orden. Im absolutistischen Staat wurden von Herrschern – profane – Orden gegründet, um die durch Mitgliedschaft Geehrten an sich zu binden. Der Monarch schafft mit dieser Bindung jedoch keine Ebenbürtigkeit – er bleibt natürlich der Oberste dieses Ordens: Er ist der Souverän. Von daher ist eine Mehrstufigkeit der österreichischen Orden systemimmanent. Doch auch innerhalb der Mitglieder bzw. Geehrten herrscht nicht Gleichrangigkeit. Meistens ist ein Orden in mehrere Klassen unterteilt. Einerseits repräsentiert das die hierarchische Gesellschaftsordnung der Monarchie, andererseits ermöglicht dies eine an die Verdienste angepasste Verleihpraxis: Der ausländische Monarch und der städtische Sanitätsinspektorstellvertreter von Mährisch Budwitz können (theoretisch) mit dem gleichen Orden geehrt werden – nur eben in verschiedenen Klassen. In einer ständisch geordneten Monarchie bleiben verschiedene Klassen dann auch verschiedenen Ständen (Hochadel, Militärangehörige, etc.) vorbehalten. Und die verschiedenen Klassen der Orden spiegeln sich in verschiedenen Kleinoden wider.
Kurz und gut: Der Kaiser ist Souverän seiner “eigenen” Orden, somit das höchstrangige Mitglied. Daher trägt er die höchste Stufe der Auszeichnung. Die höchste Stufe der in Österreich üblichen Orden ist in der Regel das Großkreuz, das an einem Schulterband über die rechte Schulter getragen wird. Das Kleinod (jenes metallische Schmuckstück, das gemeinhin als “Orden” erkannt wird) befindet sich dabei in linker Hüfthöhe. Zusätzlich dazu wird ein der nächst unteren Klasse, der Großkomtur, ähnelnder Bruststern getragen. Österreichische Herrscher stehen mehr als einem Orden als Souverän vor, daher wird meist ein Schulterband – das des als unter den jüngeren Orden höchstrangig angesehenen Militär-Maria-Theresien-Ordens – getragen. (Anmerkung: Der höchstrangige unter den bei Franz Joseph zu sehenden Orden ist zweifellos der vom goldenen Vlies. Dieser wird jedoch zur Uniform als Halsdekoration ohne Schulterband getragen, daher ist Platz für das Schulterband des nächstniedrigeren: des Maria-Theresien-Ordens).
Um den Hals: Der Orden vom Goldenen Vlies.
Der vom Burgunderherzog Philipp dem Guten 1430 gegründete Ritterorden trug die Gründungsidee der Konservierung ritterlicher Tugenden gemeinsam mit der machtpolitischen Erwägung, Getreue an sich zu binden, in sich. Der Orden verbindet biblische (Gideon) und antik-griechische (Argonautensage) Gründungsmythen. Im Erbweg gelangte der Orden 1477 gemeinsam mit dem Burgundererbe an Habsburg. Nach 1700 trennte sich der Orden in einen habsburgisch-österreichischen und einen bourbonisch-spanischen Zweig. Der Orden als Vereinigung besitzt bis heute Rechtspersönlichkeit. In der Wiener Schatzkammer werden Insignien und Ordensschatz bewahrt – und für Verleihungszeremonien herausgegeben.
Den von den Habsburgern als höchstrangig erachtete Orden wird als Dekoration um den Hals getragen: Das Widderfell als Symbol des goldenen Vlieses.
An der Brust: eine Medaille…
Russischer Orden des Heiligen Georg 1769
Zarin Katharina II. die Große stiftet diesen einzigen Militär-Verdienstorden des kaiserlichen Russland im Jahre 1769. Ein vierklassiger Orden, der im Zarenreich so exklusiv bleibt, dass es nur 25 Träger des Großkreuzes der ersten Klasse gab. Darunter waren kurioserweise drei Österreicher, aber keiner davon war Kaiser! Es waren dies Karl Philipp zu Schwarzenberg (der auf dem Wiener Schwarzenbergplatz verewigte Sieger der Völkerschlacht bei Leipzig), Josef Wenzel Radetzky und Albrecht von Österreich-Teschen (der der Armee 1848 den Schießbefehl gegen das aufständische Volk gab).
Kaiser Franz Josef wurde als jungem Monarchen die Georgsmedaille 4. Klasse verliehen.
…und fünf Sterne
Die im Barock und danach gestifteten und hier im Anschluss vorgestellten Orden entsprechen in der Trageweise stets dem gleichen Schema: Franz Joseph ist Souverän (Oberbefehlshaber) des Ordens und trägt damit die höchste Klasse.
Militär-Maria-Theresia-Orden 1757
Am 22. Juni 1757, man lag im Freudentaumel ob des Sieges über Friedrich den Großen bei Kolín (im Siebenjährigen Krieg), wurde dieser Militär-Verdienstorden gegründet.
Die Ordensgeschichte könnte österreichischer nicht sein: Einerseits hält sich die Mähr, dass Geehrte vor allem dann ausgezeichnet wurden, wenn ihr Verhalten zum Sieg – aber unter Missachtung oder Neuinterpretation der Befehle – geführt habe. Und schon der erste Ausgezeichnete hat es in sich: Es ist nicht etwa der Sieger der Schlacht von Kolín, Feldmarschall Daun. Nein, es ist Karl Alexander von Lothringen. Die in preußischen Ohren wohlklingenden Namen wie Chotusitz, Hohenfriedeberg, Kesselsdorf, Leuthen – alles Orte der Niederlage der österreichischen Armee unter dem Kommando des unfähigen Lothringers. Einer der untauglichsten, inkompetentesten Feldherren im ausgehenden Barock – aber des Kaisers Bruder und Maria Theresias Schwager!
Der Großstern des Militär-Maria-Theresia-Ordens ist auch die auffälligste Dekoration an Franz Josephs Brust. Denn der Bruststern ist nicht – wie die Dekorationen fast aller anderen Orden – ein Stern, sondern ein dominantes, weißes, gold umfasstes Tatzenkreuz. Auf das Kreuz wurde ein runder rot-weiß-roter Schild gelegt, der wiederum von einem weißen Band umgeben ist, der in gold die Ordensdevise “Fortitudini” (=für Tapferkeit) trägt. Hinterlegt ist der Großstern mit einem vierfachen Lorbeerkranz.
Interessant: Maria Theresia schuf den Orden nach mittelalterlichen Vorbildern: Über die Verleihung entschied ein aus den Ordens- und sonstigen Würdenträgern bestehendes Ordenskapitel. Dieses traf sich sogar noch einmal nach dem Untergang der Monarchie. 1931 wurde bei der letzten Sitzung des Ordenskapitels beschlossen, dass der Orden nicht mehr vergeben werde und dass sich das Ordenskapitel zu keiner weiteren Sitzung mehr zusammenkommen wolle. Es ist somit einer der wenigen Orden, der selbst seine Auflösung (durch Erlöschen) beschloss.
k.u. Sankt Stephans-Orden 1764
Der 1764 gestiftete königlich ungarische Orden war bis 1918 der ranghöchste Zivilorden der Monarchie, das zivile Pendant zum Militär-Maria-Theresien-Orden. KFJ trägt hier den Bruststern und verzichtet auf die Insignie am Band. Der Stern stellt ein von im Uhrzeigersinn wachsendem Eichenlauf umsäumtes ungarisches Wappen dar (weißes Patriarchenkreuz auf gekröntem dreifachen Hügel vor rotem Hintergrund), darin neben dem Kreuz die Initialen der Stifterin: Maria Theresia.
Der Großstern wird normalerweise an rotem Band mit grüner Einfassung (offiziell: grünes Band mit aufgelegtem, rotem Streifen) getragen.
Der Orden wurde von Reichsverweser Miklós Horthy 1938 wieder begründet, aber nur wenige Male verliehen (u.a. an Ribbentrop für Ungarns Wiedererlangung einiger 1919 verlorener Gebiete). Die Volksrepublik wollte sich bewusst von monarchischen Traditionen absetzen und betrachtete den Orden als erloschen. Nach dem Kommunismus begründete Viktor Orbán den Orden abermals wieder. Die berühmtesten Träger sind der Erfinder des gleichnamigen Würfels Ernö Rubik und der Literaturnobelpreisträger Imre Kertész, sowie Judith Polgár, die spielstärkste Frau der Schachgeschichte.
Leopoldorden 1808
Rechts daneben sehen wir den Großstern des 1808 von Franz I. gestifteten und nach seinem Vater benannten Militär- und Zivilorden. Es handelt sich um ein rotes, weiß eingefasstes Tatzenkreuz, auf das ein rotes Medaillon gelegt wurde, das die goldenen Initialen des Stifters trägt (FIA für Franciscus Imperator Augustus), welches wiederum von einem weißen Band mit der Devise des Ordens “Integritati et Merito” (=Für Rechtschaffenheit und Verdienst) und einer Perlenreihe umgeben ist.
Neben der Praxis, diesen Orden vor allem bei Ehrungen von Persönlichkeiten, die nicht dem höchsten Adel entstammten, einzusetzen, wurde der Leopoldsorden bis zum Ende der Monarchie auch als klassischer diplomatischer Protokollorden verwendet.
Orden der Eisernen Krone 1816
In der untersten Zeile trägt KFJ den Orden der Eisernen Krone des Königreiches Lombardo-Venetien. Dieser Orden wurde 1805 von Napoleon in seiner Eigenschaft als König von Italien gestiftet. Nach dem Wiener Kongress kam die Lombardei zu Österreich, den Trägern des Ordens wurde das Anlegen der napoleonischen Version des Ordens versagt, doch wurden die Ausgezeichneten mit einer österreichischen Lösung befriedigt: Ein gleichförmiger Orden wurde gestiftet und alle bisherigen Geehrten durften die österreichische Version tragen.
Charakteristisch für diesen Orden ist das (hier von KFJ nicht getragene) goldgelbe Schulterband mit blauem Rand und ein Kleinod in Form eines länglich wirkenden goldenen österreichischen Doppeladlers, der über sich die Kaiserkrone, auf seiner Brust einen Blauen Schild mit dem Buchstaben “F” (=Franz I.) und unter sich die stilisierte eiserne Langobardenkrone trägt. Der Großstern zeigt auf einem goldenen Feld die stilisierte Eiserne Krone, umgeben von der Devise “Avita et Aucta” (=ererbt und vermehrt) in blau. Diese blau-goldene Kombination ist auf Gemälden meist gut identifizierbar.
Franz-Josephsorden 1849
Der zuunterst getragene Orden in diesem Bild ist der von KFJ 1849 gestiftete Franz-Josefsorden. Es ist dies unter den hier getragenen Orden das gemäß der Rangordnung “geringstwertige” Ehrenzeichen.
Der Bruststern ist mit einem auffälligen roten Tatzenkreuz belegt, darauf ein goldumrahmtes weißes Medaillon mit den goldenen Initialen FJ, dahinter ein schwarz emaillierter gekrönter Doppeladler, der in manchen Versionen die Kette mi KFJs Devise “Viribus Unitis” trägt.