Kaiser Franz Josef sieht man auf offiziellen Porträts in immer gleicher Kleidung (mehr dazu hier) – und dazu ordensbehängt. Zu den einzelnen Orden, die KFJ trägt, habe ich hier schon ein paar Zeilen geschrieben. Hier soll es um Orden und ihre Bedeutung an sich gehen.

Heute versteht man unter “Orden” generell zwei Dinge: Die Auszeichnung für Verdienste – und die Mönchsgemeinschaft. Nicht nur im Begriff, auch in der Geschichte besteht ein Zusammenhang.
Orden als klösterliche Gemeinschaften entstehen in der Spätantike bzw. dem frühen Mittelalter. Seien es Martin von Tours oder Benedikt von Nursia gewesen, die in ihren jeweiligen Wirkungsstätten Provence und Süditalien das abendländische Mönchstum geprägt haben. Ein “Orden” ist eine Gruppe von Menschen, die sich Gott hinwenden will, ihr ganzes Leben Gott weihen will. Dabei unterwirft sie sich einer Mönchsregel und damit einer gewissen Lebensordnung. Diese “Ordo” genannte Lebensregel ist der Ursprung des Namens.
Rund um das erste Millennium entstehen Rittergemeinschaften, die teils aus religiösem Eifer und teils aus machtpolitischen Erwägungen – und, was heutzutage nur zu gern außer Acht gelassen wird: echter Überzeugung – gegründet wurden. Der Ordensgründer verschreibt sich einem anzustrebendem Ziel (Rückeroberung des Heiligen Landes, Sicherung der Pilgerwege, Krankenpflege, etc.) und schart Gleichgesinnte um sich oder versucht durch Auswahl von Vertrauten diese (gleich den legendären Rittern der Tafelrunde) an sich zu binden. Die Exklusivität der Mitgliedschaft ist essentieller Baustein des Konzeptes: Somit wird die Teilhabe bald als Ehre verstanden.
Die mittelalterlichen Ritterorden tragen die Idee des geistlichen Ordens, also des Mönchstums in sich: als zweckgebundene, auf dem Glauben fußende Gemeinschaft. Dazu kommt der militärische Aspekt des “miles christi”. Die ursprünglichen Ritterorden hatten in der Regel den Zweck der Unterstützung im Kampf um die bedrohten heiligen Stätten. Im postkolonial geprägten Diskurs der Gegenwart wird das als kolonialer Angriffskrieg unter dem fadenscheinigen Vorwand der christlichen Sendung gewertet. Doch kam der Angriff der ursprünglich christlichen Levante ja von islamischer Seite, aber das steht auf einem anderen Blatt…
Auszeichnung und Mittel der Bindung
Einige dieser Orden existieren noch heute. Im absolutistischen Staat wurden von Herrschern – profane – Orden gegründet, um die durch Mitgliedschaft Geehrten an sich zu binden. Während die ältesten noch existierenden Orden auch durchaus nach wie vor eine Gemeinschaft der Mitglieder mit mehr oder weniger gemeinsamen Handlungen und Traditionen sind, ging bei diesen späteren Gründungen der Gemeinschaftscharakter zugunsten der Auszeichnung verloren – die Gemeinschaft der Ordensinhaber bleibt symbolhaft. Damit einher verschob sich auch die vom Gros der Menschen empfundene Bedeutung des Begriffes: Orden wird heute eher als „Medaille“ denn als „exklusiver Personenverband“ aufgefasst.
Exklusivität lebt von der sozialen Sichtbarkeit. So werden Insignien geschaffen, die nach innen hin den Einzelnen als Mitglied (und damit einhergehend zum Genuss von Privilegien) legitimieren, während sie nach außen hin die Besonderheit des Trägers – und seine Verdienste – unterstreichen. Diese äußeren, meist sichtbar getragenen Zeichen der Mitgliedschaft werden heute gemeinhin als „Orden“ verstanden.
Die meisten Orden kennen eine Mehrstufigkeit der Auszeichnung. Dies konserviert die hierarchische Gesellschaftsordnung des mittelalterlichen Feudalstaates. Ursprünglich war die Mitgliedschaft lediglich Adeligen vorbehalten, doch werden dann meist “Gnadenklassen” geschaffen, die es ermöglichen, Bürgerliche aufzunehmen, die in irgendeiner Weise als tauglich und verdient erscheinen.
Auch das moderner werdende Österreich des 19. Jahrhunderts behält die Mehrstufigkeit der Orden bei: Einerseits repräsentiert das die hierarchische Gesellschaftsordnung der Monarchie, andererseits ermöglicht dies eine an die Verdienste angepasste Verleihpraxis: Der ausländische Monarch und der städtische Sanitätsinspektorstellvertreter von Mährisch Bukowitz können (theoretisch) mit dem gleichen Orden geehrt werden – nur eben in verschiedenen Klassen.
Trageweise:
Die verschiedenen Stufen der Orden spiegeln sich in verschiedenen Insignien und Kleinoden aus. Die höchste Stufe der in Österreich üblichen Orden ist in der Regel das Großkreuz, das an einem Schulterband getragen wird. Das Kleinod befindet sich dabei in Hüfthöhe. Zusätzlich dazu wird ein der nächst unteren Klasse, der Großkomtur, ähnelnder Bruststern getragen. Der Kaiser ist Souverän des Ordens, somit das höchstrangige Mitglied. Daher trägt er die höchste Stufe der Auszeichnung. Österreichische Herrscher stehen mehr als einem Orden als Souverän vor, daher wird meist ein Schulterband – das des als unter den jüngeren Orden höchstrangig angesehenen Militär-Maria-Theresien-Ordens – getragen. (Anmerkung: Der höchstrangige unter den bei Franz Joseph zu sehenden Orden ist zweifellos der vom goldenen Vlies; dieser wird jedoch zur Uniform als Halsdekoration ohne Schulterband getragen; daher ist Platz für das Schulterband des nächstniedrigeren: des Maria-Theresien-Ordens).