Die Adresse erscheint heute so wenig auffällig wie die Persönlichkeit, an die hier erinnert wird. Am Wiener Stubenring 12 sind in einem eher unscheinbaren Haus Büroräumlichkeiten des Landwirtschaftsministeriums untergebracht, eine Gedenktafel erinnert an Kommerzialrat Franz G. Dworak.

Franz Gustav Dworak ist heute gemeinhin in Vergessenheit geraten – trotz der Gedenktafel. Der gebürtige Brünner war als gelernter Schlosser Unternehmer und Funktionär der Bundeskammer der Gewerblichen Wirtschaft, dem Vorläufer der WKO.
Von 1953 bis 1961 war Dworak deren Präsident und somit Nachfolger und Vorgänger von Julius Raab. Als Raab Bundeskanzler wurde, folgte ihm Dworak in den Chefsessel der Kammer, den er für Raab nach dessen Rücktritt als Bundeskanzler wieder freimachte. Darüber hinaus war Dworak langjähriger Abgeordneter zum Nationalrat und von 1952 bis 1975 Wechselzensor der Österreichischen Nationalbank.
Interessant ist freilich die Adresse der Gedenktafel: So wurde das Gebäude, das seit längerem von öffentlichen Institutionen genutzt wird, von Josef Eisler von Terramare in Auftrag gegeben. Eisler von Terramare war gemeinsam mit seinen Brüdern Eigentümer der von seinem Vater Ignaz gegründeten Ig. Eisler & Comp., einer k.u.k. ausschließlich privilegierten Conserven- und Suppenextraktfrabrik. Aus dieser Conservenfabrik, die in Spitzenzeiten täglich 500 Mastochsen in Dosen quetschte, entstand die heute noch bestehende Inzersdorfer Nahrungsmittelwerke G.m.b.H.
Josef Eislers Sohn Georg emigrierte als Verfolgter vor den Nationalsozialisten und wirkte später lange Jahre in La Paz in Bolivien als Exilschriftsteller, Bühnenautor und Kulturschaffender.
So führt eine Gedenktafel am Stubenring über Atlantik und Äquator und mit einem Gedicht von Georg (Eisler von) Terramare, der in diesem Hause aufwuchs, wieder nach Wien zurück:
Wenn du nach Wien kommst.
Georg (Eisler von) Terramare
Wenn du nach Wien kommst, wird es Abend sein.
Da leuchten sicher golden die Laternen
In warmen Nebel still hinein
Und unsre Türme schweigen zu den Sternen.
Stell dich zum Fenster, warte auf die Nacht,
Und lausch hinaus. Und schreib mir keinen Brief,
Du kannst es doch nicht sagen,
Wie schön bei Nacht in Wien die Uhren schlagen.
Wenn du nach Wien kommst, wirst du traurig sein.
Da gehen viele müde durch die Gassen
Und fühlen sich vergessen, arm und klein.
Du möchtest alle bei den Händen fassen,
Tus nicht | Geh schweigend | Deine Hand ist jung,
Und Leid macht alt. Und schreib mir nicht davon.
Du brauchst mir nichts berichten.
Ich weiß, wie stolz wir arm sind und verzichten.
Wenn du nach Wien kommst, geh du vor die Stadt,
Und frag, wie heuer wohl der Wein gedieh,
Und sieh: die Reben hängen süß und satt
Und durch das Grün klingt alte Melodie.
Sei so wie sie ist: diene deiner Stadt
Und gib und gib | Und hab nicht Zeit für mich.
Du brauchst miŕs nicht erst künden:
Gott läßt in Leid uns Lied und Heimat finden